Emotions Éternelles


Emotions Éternelles, Ölgemälde

„Emotions Éternelles“, ewig aufsteigende, vergehende, erneut knospende, mit Macht aufbrechende Gefühle – von der deutsch-französischen Malerin Carla Christine Cames in Bilder gebannt, die höchst gegenwärtig anmuten und dennoch dem Ewigkeitsprinzip folgen. Denn wer könnte die Emotionalität des Menschen, als hohes Gut oder Fluch deutbar, in ihrer immerwährenden, widrigenfalls zeitweise verschütteten Existenz leugnen?

Das Kaleidoskop der Gefühle verbirgt viele Facetten: Sehnsucht, Enttäuschung, Hoffen und Bangen, Trauer und Schmerz, Leidenschaft, Glücklichsein und vor allen, wenn auch oft leider flüchtig, die Liebe, um nur einige Empfindungen auszuloten, die dem Menschen nicht unbedingt ins Gesicht geschrieben sind.

Diese sorgsam in der Tiefe verborgene Innenwelt drängt um sie her imaginär ans Licht. Sichtbar gemacht durch den besonderen Zugang der Künstlerin zu Befindlichkeitsstadien der Seele, die sie nicht als alleiniges Primat der Psychologie gelten lassen will. Auf der Spielwiese der Therapeuten dominiert die Logik, im künstlerischen Universum der Christine Cames entfalten sich die Emotionen nach eigenen, nur über das Gefühl interpretierbaren Gesetzen. Der Betrachter wird sich folgerichtig nicht kopflastig mit ihrem oeuvre einlassen dürfen. Die Malerin selbst – sie hat ihre Karriere als Pianistin und Konzertsängerin frühzeitig zugunsten eines intakten Familienlebens aufgegeben – nutzt indes vorwiegend das Medium Musik, um aus der Irrationalität zu schöpfen, was uns an unterschiedlichen Stimmungslagen zueigen ist. Maltempi, Farbintensität und letztlich die sich immer spürbarer verdichtende Thematik werden durch ihre gelebte Musikalität mit bestimmt. Bis hin zum blutroten Furioso, wenn die Leidenschaft Purpurblüten treibt, die Harmonie sich in diffuser Himmelsbläue verliert und gleichsam nebenbei alle farblichen, sprich emotionalen Störfaktoren ausschaltet. Wenn die Enteisung ihrer Seele, als etappenweiser Ausbruch I und II dargestellt, das Erstarrte ins Fliessende wandelt. Wenn die Genesis aus grüngischtigen Abgründen helle Fontänen gebiert, die siegreich der Finsternis entkommen.

Die Bildertitel, liebe Freunde der Kunst und auch Ästhetik, von der die Malerin trotz unterschiedlicher durchlaufender Schaffensperioden nie ablässt, sind nicht beliebig austauschbar. Erlauben aber, ja animieren sogar dazu, das ganz persönliche Einchecken in die Seelenflüge der Christine Cames. Das Bild „Wohin?“ beispielsweise entstand nach einem besonders schmerzlichen Verlust in ihrem privaten Bereich. Mir kam, bar dieser Information, der Befreiung und Ankunft verheissende Vers Joseph von Eichendorffs in den Sinn: „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus....“.

Trauen Sie sich also, legen Sie weitgehend die ratio ad acta, lassen Sie sich zum imaginativen Bilderleben ermutigen, das immer die eigenen, von der Emotion und Phantasie gesteuerten Produktionen der Vorstellungskraft mit beinhaltet, voraussetzt oder zwangsläufig nach sich zieht. Manipulationen jedoch sind nicht beabsichtigt. Die teilweise auch figural und gegenständlich umgesetzten Gefühlsmomente ins Vorstellbare fordern allenfalls zur Kontemplation auf, um den Zustand des Sich Versenkens mit Abkehr von der Aussenwelt zu errreichen. Wie wenig passt doch Nachsinnen, Lustwandeln, Tagträume am Seerosenteich in unser heutiges Lebensbild! Wer empfände den Reiz des tagtäglichen Berliner Tempos nicht als belebend? Die über Frankfurt, Saarbrücken, Wien, München und Brüssel mit ihrem Mann nach Berlin übergewechselte Malerin C.C.C. (Carla Christine Cames) ganz sicherlich. Und doch riskiert sie auch den heilsamen Aus- respektive Einstieg ins eigene Ich, dem man getrost folgen darf : eine erlebenswerte Terra incognita tut sich auf.

Um dem Abgleiten in die falsche , Gemüt geheissene Tiefe zu entgehen, der schon Erich Kästner mit Herz und Intellekt widerstand, ehe man auch seine Bücher verbrannte, sollten wir die menschliche Gefühlsklaviatur und ihre Auslösemechanismen rechtzeitig und differenziert ins Auge fassen.

Christine Cames weist uns in diesen traditionsreichen Räumen, die das Prädikat CUM LAUDE wahrlich verdienen, einen kreativen Weg. In Wahrheit ist es natürlich ein nicht ungefährlicher Tauchgang. Man wappne sich gegen die Tücken der eigenen Untiefen oder lerne, mit ihnen umzugehen.

Vernissage-Rede von Frau Jutta Brückner, Kunstkritikerin und freie Journalistin, zur Vernissage von Carla Christine Cames Im Restaurant Cum Laude der Humboldt-Universität zu Berlin Am 25. Oktober 2006.

Carla-Christine Cames à Berlin, sur les traces de ses parents

Pierre Girard: erschienen in: PARISBERLIN September 2007, Seite 46.